Am Mittwoch, 30.09.20, waren wir mit den Kolleg*innen aus dem Gesundheitswesen auf der Straße und bei der Kundgebung von ver.di Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen, um ihren Warnstreik zu unterstützen. Hier könnt ihr unsere Rede nachlesen:
Seit dem weltweiten Ausbruch des Coronavirus wurde viel geredet: Über das Gesundheitswesen und wie wichtig neben dem ärztlichen Personal auch die Pflegekräfte seien. Es wurde geklatscht und Politiker*innen aller Parteien sangen Lobeshymnen in den Talkshows. Von netten Worten allein ist aber nichts getan gegen den eklatanten Personalmangel, gegen fehlendes Schutzmaterial, gegen die Privatisierung von Kranken- und Altenpflege und gegen schlechte Bezahlung.
Vom Klatschen hat keine Pflegehelferin in der stationären Altenhilfe, keine Altenpflegerin in der ambulanten Betreuung, keine Reinigungskraft im Krankenhaus und kein Krankenpflegerin im Schichtdienst auch nur einen Cent mehr in der Tasche – geschweige denn werden die Kolleg*innen von den Überstunden, dem ständigen Einspringen und dem Druck durch die Pflegedienstleitung und die Unternehmenschefs entlastet.
Zurzeit finden die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst statt, deshalb stehen wir heute hier. Dabei kämpfen auch viele Beschäftigte im Gesundheitswesen für einen Lohn, der ihre Arbeit angemessen honoriert. Als PatientInnen und AktivistInnen sagen wir ganz klar: Wir stehen hinter den Forderungen der Beschäftigten und befürworten ihre Warnstreiks!
Corona verdeutlicht: Ohne pflegende, sorgende, hegende Tätigkeiten kann keine Gesellschaft funktionieren. Pfleger*innen und Beschäftigte im Gesundheitswesen sind relevant, aber das leider im falschen System!
Im Gesundheitswesen herrschen Kostendruck, Investitions- und Sanierungsstau, mangelhafte Ausstattung, horrender Personalmangel, schlechte Bezahlung, unglaublicher Stress und Zeitdruck für die Beschäftigten und dadurch ethisch grenzwertiger Umgang mit Patient*innen!
Heute findet auch die GesundheitsministerInnenkonferenz statt. Den Ministerinnen und Ministern rufen wir zu: Das Gesundheitswesen muss jetzt sofort vernünftig und sinnvoll geplant sein – und darf sich nicht an der bloßen betriebswirtschaftlichen Rentabilität orientieren! Es braucht wohnortnahe, bedarfs- und bedürfnisgerechte Versorgungseinrichtungen, mit ausreichender personeller Ausstattung und guten Arbeitsbedingungen, Zeit für Patient*innen und Erholung. Diese Aufgaben gehören in die öffentliche Hand und perspektivisch vergesellschaftet!
Das Kölner Bündnis für mehr Personal im Gesundheitswesen steht solidarisch an der Seite derjenigen, die für höhere Löhne kämpfen, für bessere Arbeitsbedingungen und für ein Gesundheitssystem, das nicht krank macht!